Presse, Familie I.10. Juli 2021
10.07.2021 Franziska Klemenz
Familie Imerlishvili ist nach Georgien abgeschoben worden. Während Eltern und sieben Kinder kaum klarkommen, kämpfen in Sachsen viele für ihre Rückkehr.
Tiflis. Die Fassade bröckelt, bunte Kleider leuchten durch rostige Stäbe. Ilona Imerlishvili hat die Szene fotografiert: ihre Kinder hinter dem Eingangsgitter der neuen Wohnung in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Drei Zimmer ohne Balkon und ohne Möbel, ein Luftmatratzen-Lager. Nur Lika Imerlishvili ist auf dem Foto nicht zu sehen. Die Elfjährige geht kaum noch raus.
Acht Jahre hat sie mit ihrer Familie in Pirna gelebt. Vor einem Monat haben sächsische Behörden sie abgeschoben. „Je mehr Tage ich hier bin, desto schlimmer werden meine Gedanken“, sagt ihre Mutter im Videogespräch. „Aber ich verliere die Hoffnung nicht.“ Bei Verwandten kann die Familie nicht wohnen, zu wenig Platz. Die Wohnung mit den Gitterstäben hat sie für zwei Monate gemietet.
Mit den jüngeren Kindern gehen die Eltern oft raus. Die Älteren gucken Videos und sprechen mit Freunden. Nikolos käme bald in die erste Klasse. Sein Ranzen mit passender Sporttasche ist in Pirna geblieben. „Sein Freund hat ihm erzählt, dass sie in der Kita Zuckerfest gefeiert haben“, sagt seine Mutter. „Er musste den ganzen Tag weinen.“ Die meisten Kinder sprechen die Sprache nicht, Lika versteht einige Brocken, aber die Schriftzeichen sind ihr fremd. In Pirna besucht sie die fünfte Klasse des Gymnasiums. In Georgien müsste sie in die erste Klasse.
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Die Konferenz der Kinder, ein musikalisches Integrationsprojekt aus Dresden, fordert die Rückkehr der Familie. „Ziel ist, dass Lika zu Schuljahresbeginn wieder hier ist“, sagt Elisabeth Holmer. Die Opernsängerin und Professorin gehört zu den Initiatorinnen der Konferenz, an der Lika 2019 teilgenommen hat. „Wir gelten alle gleich“, sangen sie und mehr als 100 andere Kinder in der Frauenkirche.
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