Eine Abschiebung ist traumatisch und kann oft nicht mehr unterbrochen werden. Einen Versuch ist es wert.
Beistände und Zeug*innen sind jedenfalls immer wichtig.
Versuche, ruhig zu bleiben.
Konzentriere dich auf die Betroffenen, was brauchen sie gerade von dir? Steh den Betroffenen bei, aber suche auch Kontakt zu Polizist*innen und ggf. anwesenden Ärzt*innen.
Du kannst rechtliche Möglichkeiten checken, die eine Abschiebung noch stoppen können:
- Gibt es neue Gründe oder Beweise für einen neuen Asylantrag? Für den Notfall findest du hier eine Vorlage .
- Gibt es Gründe für eine Duldung?
Vielleicht sind eigentlich alle Voraussetzungen für einen Aufenthaltstitel erfüllt? Und die Abschiebung kam einfach vor der Entscheidung der Ausländerbehörde?
Oder gibt es ganz neue ärztliche Gutachten für eine Reiseunfähigkeit?
Oder ist eine Hochzeit geplant und die wichtigsten nötigen Dokumente sind bereits besorgt?
Oder steht die Geburt eines Babys bevor?
Es gibt viele Gründe für Duldungen und Abschiebehindernisse. In dem Stress einer laufenden Abschiebung müssen diese aber schon bekannt sein und es braucht fast immer irgendein Dokument als Beweis für ein Abschiebehindernis. Darum ist eine Vorbereitung auf eine drohende Abschiebung so wichtig.
Aber, wenn du rechtliche Gründe siehst, die eine Abschiebung verhindern können, solltest du es versuchen!
Anwält*innen, du selbst oder andere Unterstützer*innen müssen dafür so schnell wie möglich einen Antrag und alle Beweise an das BAMF (Asylfolgeantrag) oder an die Ausländerbehörde (Duldung) faxen. Dafür ist die Unterschrift und eine Vollmacht der betroffenen Person nötig. Das habt ihr am besten schon vorbereitet.
Der Antrag sollte am besten auch an die Landesdirektion faxen und an die Bundespolizei, da diese 2 Behörden die Abschiebung organisieren.
Die Anwältin, du oder andere Unterstützende müssen immer auch einen Eilantrag an das zuständige Verwaltungsgericht schicken.
Informiert auch die Abschiebe-Beobachtung am Flughafen, dass es offene Anträge gibt und die Bundespolizei erst die Antwort abwarten muss.
Bei einem Asylfolgeantrag muss das BAMF per Email (an die Bundespolizei und die Landesdirektion) eine “Prognose-Entscheidung” abgeben, davor darf nicht abgeschoben werden!
Die Anwältin, du oder andere Unterstützende müssen darum viel mit der Abschiebebeobachtung, der Bundespolizei und der Landesdirektion telefonieren, am Telefon erreichbar sein und positive Entscheidungen so schnell wie möglich weitergeben.
Manchmal dauert die Entscheidung vom Verwaltungsgericht oder vom BAMF länger und das Flugzeug ist schon weg. Dann ist die Abschiebung erst einmal gestoppt.
Du kennst dich mit den Gesetzen aber nicht so gut aus? Es gibt noch weitere Möglichkeiten, zu unterstützen:
Du kannst auch wichtige Informationen sammeln: Wer ist die Einsatzleitung, von welchem Flughafen wird abgeschoben?
Du kannst der Polizei die Abschiebehindernisse sagen. Du kannst verlangen, dass sie ernst genommen werden. Du kannst einen Arzt anfordern, wenn die betroffene Person schwer krank ist oder eine Panikattacke hat. Du kannst Anwält*innen und andere Unterstützer*innen anrufen oder heimlich Videoaufnahmen machen.
Du bist eine wichtige Zeugin und ein Beistand. Achte darauf, die Situation nicht zu eskalieren, aber lass dich auch nicht rausdrängen, wenn du gebraucht wirst.
Du kannst auch helfen, wichtige Dinge einzupacken oder dich um verängstigte Kinder kümmern - wenn das wirklich der Wunsch der Betroffenen Personen ist. Es ist nicht deine Aufgabe, die Abschiebung leichter für die Polizei zu machen!
Wenn möglich, können du und andere zusammen eine Blockade organisieren, vor dem Haus, dem Bus, der Polizeistation oder dem Flughafen bei einem regulären Linienflug. Bei Sammelabschiebungen müsste vermutlich eine sehr große Blockade eines Flughafengates oder eines extra Bereichs organisiert werden. Blockierenden drohen Anzeigen, sie gehen also ein strafrechtliches Risiko ein.
Ortsgruppen der Roten Hilfe oder der lokale Ermittlungsausschuss können hier unterstützen.
Versuche, nach einer vollzogenen Abschiebung den Kontakt zu den Betroffenen herzustellen. Vielleicht kannst du bei den dringendsten Bedarfen unterstützen? (z.B. Geld, Kontakt halten zu Anwältinnen, etc.)
Auch für Unterstützende können Abschiebungen traumatisierend sein. Vor allem, wenn sie selber von Abschiebung bedroht sind. Viele Abschiebungen kann man leider nicht mehr stoppen. Es ist nicht deine Schuld, wenn es nicht klappt. Sprich mit anderen über deine Erfahrungen, das kann helfen.
Denn es ist sehr schwer, alleine gegen eine Abschiebung zu kämpfen, es braucht am besten mehrere Unterstützer*innen und gute Kontakte zu NGOs, Beratungsstellen, Medien. Darum: organisiert und vernetzt euch!